On the Titanic in a Delicate Condition
Autor: Schillow, Ned W. & Schillow, Dru T.
Umfang: 277 Seiten
Taschenbuch, einige wenige Schwarz-Weiß-Fotos
ISBN: 9- 781- 072 472643
Preis: US$ 13,95
Dies ist wirklich ein außergewöhnliches Buch zur Geschichte der Titanic, zu einem Thema, dem sich bisher noch niemand gewidmet hat: den an Bord der Titanic reisenden Frauen, die während der Atlantikpassage schwanger waren. Die beiden Brüder Ned und Dru Schillow, beide Mitglied der Titanic International Society, haben sich auch schon vorher durch intensive Recherchen zum Thema „Titanic“ einen Namen gemacht.
In diesem Buch recherchieren sie über die Schicksale von 17 Frauen, die sich während der Jungfernfahrt der Titanic in unterschiedlichen Phasen der Schwangerschaft befanden. Eingeteilt werden die Geschichten der Frauen in Konzeption und 3 Trimester, verglichen mit dem Bau der Titanic bis hin zur Fertigstellung bzw. Geburt.
Der Konzeption werden Ada Julia Elizabeth Bone Doling (mit dem 5. Kind schwanger), Ethel Louisa Clarke Beane (Totgeburt im Januar 1913) und Kate Florence Phillips (unterwegs mit ihrem Chef, Henry Morley) zugeordnet, da sie sich gerade zu Beginn der Schwangerschaft befanden.
6 Frauen gehören in die Gruppe des 1. Trimesters, die einen Monat schwanger waren wie die Französin Juliette Marie Louise Fafargue Laroche, Adele Hakin Nasser aus dem Libanon. 1,5 Monate schwanger waren Helen Margaret Walton Bishop und Mary Eloise Hughes Smith, deren Kinder überlebten. Weniger als 2 Monate schwanger war Catherine McHugh Bourke aus Irland. Die Italienerin Argene Genovesi del Carlo war schon 2 Monate schwanger.
Die beiden Autoren ordnen genau ein. Im 2. Trimester,18.-27. Woche, befanden sich danach die 18-jährige Mary Graham Carmichael Farquharson Marvin (3 Monate), Ada Mary Worth West (4 Monate), Hannah Godfrey O`Brien (4,5 Monate) und die Millionärsgattin Madeleine Talmage Force Astor (5 Monate).
Im 3. Trimester der Schwangerschaft (28.-40.Woche) waren Marion Estelle Stauffer Kenyon (knapp 6 Monate-Totgeburt), Mary Emma Miller Corey (7 Monate). Ihre begleitende Freundin Claire Bennett Karnes (weniger als 3 Monate in anderen Umständen). Die beiden zuletzt Genannten gehörten zu den 12 Frauen der 2. Klasse, die nicht überlebten, weil sie zu lange gewartet hatten. Die seit 7 Monaten schwangere Maria Mathilda Gustafsson Backström kehrte allein erziehend nach Finnland zurück.
Maria Mathilda Backströms Tochter Alfhild war das 1. nach der Titanic-Tragödie geborene Kind (Juni 1912), John Jacob Astor VI (genannt „Jakey“) das 2. im August 1912 geborene Kind. Insgesamt wurden 26 Kinder von Frauen, die an Bord waren oder auch von Frauen der Crewmitglieder zu Hause in den nächsten Monaten des Jahres 1912/13 geboren.
Wie die beiden Autoren feststellten, kehrten die meisten Frauen als Witwen, z.T. mit mehreren Kindern in New York ankommend in ihre Heimat, zu ihren Familien zurück. Einige heirateten wieder, aber sehr viele nicht. Es ist interessant, in dem Epilog des Buches auch etwas über die späteren Lebenswege der Mütter zu erfahren, nicht nur über Madeleine Astor. Erschütternd, wie viele schwangere Frauen von Crewmitgliedern (45) über Nacht Witwen wurden und ihr Leben meistern mussten.
Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Buch mit einer außergewöhnlichen Thematik!
GS, Der Navigator Nr. 89